Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz

Der Schlüssel zu einer innovativen und motivierenden Unternehmenskultur

 

Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz ist ein Konzept, das sich auf das Vertrauen und die Zuversicht der Mitarbeitenden bezieht, dass sie ihre Ideen, Meinungen, Bedenken und Vorschläge frei und ohne Angst vor negativen Konsequenzen äußern können. Es geht darum, dafür eine offene und unterstützende Arbeitsumgebung zu schaffen.

Psychologische Sicherheit zu gewährleisten, wird für Unternehmen wichtiger, je schwieriger es wird, überhaupt Fachpersonal zu finden und langfristig an eine Organisation zu binden. Eine vom Spiegel in Kooperation mit dem Manager Magazin durchgeführte Befragung unter 979 Expats hat ergeben, dass die meisten dieser in Deutschland tätigen ausländischen Fach- und Führungskräfte wieder weg aus Deutschland möchten. »Das Leben hier kann sehr einsam sein«, kommentiert ein Expat.

Psychologische Sicherheit beginnt bei der Willkommenskultur

Psychologische Sicherheit beginnt mit einer grundsätzlich freundlichen, einladenden und warmherzigen Atmosphäre am Arbeitsplatz. Führungskräfte schaffen ein Klima des »herzlichen Willkommens« und sind sich bewusst, wie entscheidend ein angstfreies Arbeiten für Gesundheit, Innovativität, Kooperation und organisationales Lernen ist.

Das Konzept wurde in den 1990er Jahren von Amy Edmondsen, Professorin an der Harvard Business School, erstmalig eingeführt. Sie definiert psychologische Sicherheit als »die Wahrnehmung eines Teammitglieds, dass das Arbeitsumfeld sicher ist, um zwischenmenschliche Risiken einzugehen«. Es geht also darum, dass sich Teammitglieder in der Arbeitsumgebung wohl genug fühlen, um ihre Meinungen zu äußern, Fragen zu stellen, sich mit anderen auszutauschen und auch Fehler zuzugeben, ohne Angst vor negativen Folgen für ihre soziale Position, Karriere oder ihr Ansehen zu haben.

Mitarbeitende, die sich psychologisch sicher fühlen, sind in der Regel engagierter und motivierter. Sie wissen, dass ihre Beiträge geschätzt werden und sie ihre Organisation positiv beeinflussen können. In einer psychologisch sicheren Umgebung fühlen sich die Akteure ermutigt, ihre innovativen Ideen und kreativen Lösungsansätze zu äußern. Dies erzeugt einen »Möglichkeitsraum« für neue, bahnbrechende Ideen, die für Unternehmen überlebenswichtig sein können.

Offen mit persönlicher Überlastung umgehen

In einer sicheren Umgebung können Konflikte konstruktiv und produktiv angegangen werden, da die Mitarbeitenden keine Angst vor Repressalien haben, wenn sie unbequeme Themen ansprechen. Im Umgang mit kritischen Situationen gehört dabei auch offenkundiges Fehlverhalten wie z.B. Mobbing, üble Nachrede, Fahrlässigkeit nicht zu tolerieren oder darüber hinwegzusehen, sondern konsequent abzumahnen. Dies ist wichtig, um diejenigen zu schützen, die das Konzept der psychologischen Sicherheit durch ihr Verhalten kultivieren.

Respektvoller Umgang fördert Teamzusammengehörigkeit und eine Vertrauenskultur. Schließlich wird psychischer Stress und Burnout reduziert, da auch persönliche Überlastungserscheinungen adressiert werden können. Bei Mangel an psychologischer Sicherheit und hohem internen Wettbewerb neigen Mitarbeitende dazu, ihre Probleme nicht mitzuteilen, sondern sie ziehen sich zurück, leiden still, bis sie den Arbeitgebenden wechseln oder krankgeschrieben werden.

Positive Fehlerkultur als Innovationstreiber

Wenn es darum geht, psychologische Sicherheit zu kultivieren, ist ausschlaggebend, wie Misserfolge innerhalb des Unternehmens wahrgenommen und behandelt werden. Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Ein paar Hinweise mögen Ihnen als Führungskraft als Empfehlung dienen, worauf Sie achten sollten:

  • Betonen Sie, dass Scheitern ein natürlicher Teil des Lernprozesses ist. Machen Sie klar, dass Rückschläge und Fehler wertvolle Gelegenheiten für Wachstum, Innovation und Verbesserung sein können. Schaffen Sie eine Kultur, in der Scheitern normal ist und als Lernerfahrung gesehen wird. Zeigen Sie sich selbst als fehlbar und geben Sie etwaige Fehlentscheidungen zu.
  • Ermutigen Sie zum Experimentieren und zur Risikobereitschaft: Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden kalkulierte Risiken eingehen und innovative Ideen erforschen. Fördern Sie Mitarbeitende, die Risiken eingehen, und belohnen Sie sie, unabhängig vom Ergebnis, um die Bedeutung des Lernens zu unterstreichen.
  • Bieten Sie Unterstützung: Misserfolge werden vor allem von selbstkritischen Mitarbeitenden als Beweis für den Mangel an Kompetenz erlebt. Seien Sie Mentor:in und helfen Sie, Emotionen wie Schuldgefühle zu benennen und zu verarbeiten. So stärken Sie die Resilienz Ihrer Mitarbeitenden.
  • Stellen Sie Lernerfahrungen sicher: Ermutigen Sie zu offenen Diskussionen, in denen die Mitarbeitenden ihre Erkenntnisse austauschen, verbesserungswürdige Bereiche identifizieren und alternative Ansätze entwickeln können.
  • Seien Sie Vorbild für konstruktives Feedback: Deutschland ist das einzige Land weltweit, das Feedback als Mittel zur Fehlerkorrektur versteht. Ausschließlich kritisches Feedback löst bei den meisten Menschen Schamgefühl aus. Versagensangst blockiert persönliche Entwicklung sowie Lernbereitschaft und Motivierung. Fördern Sie eine konstruktive Feedbackkultur.
  • Feiern Sie Anstrengung und Fortschritt: Erkennen Sie die Bemühungen und Fortschritte der Teams an und würdigen Sie sie, unabhängig vom Ergebnis. Indem Sie die harte Arbeit und das Engagement anerkennen, verstärken Sie als Führungskraft die Botschaft, dass Misserfolge nicht den Wert einer Person widerspiegeln, sondern Gelegenheit für Lernerfahrung und Entwicklung bieten.

Nur wer die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz fördert, kann eine Kultur schaffen, die das Wohlbefinden und die Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden ermöglicht. Erst durch einen offenen und positiven Umgang mit Fehlern und Feedback entsteht Entwicklung. Schaffen Sie ein Gefühl der kollektiven Verantwortung für Erfolg, indem Sie die Zusammenarbeit Ihrer Mitarbeitenden stärken. Durch psychologische Sicherheit steigern Sie die Zufriedenheit der Belegschaft, was sich zwangsläufig in der Bindung der Mitarbeitenden ans Unternehmen widerspiegeln wird.

Ihre Autorin & Trainerin

Judith Bergner | Trainerin MCSL

Organisationsberaterin für Führung & Kooperation sowie Trainerin & Coach für Führungskräfte und Teams

Seminare zur Selbst- und Menschenführung, neuere Führungskonzepte sowie Charisma und transformationales Führen

 

Judith Bergner

Unsere Seminartipps

Führen ohne Chef zu sein
Wie laterale Führung gelingt

Teil I: 24.02.2025–25.02.2025
Teil II: 27.03.2025–28.03.2025

2 x 2 Tage Präsenz

In einer zunehmend agilen Arbeitswelt mit flachen Hierarchien sind kooperative Lösungen in der Teamführung und Zusammenarbeit gefragt ...

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Teil I: 31.03.2025–01.04.2025
Teil II: 05.05.2025–06.05.2025

Teil I: 05.06.2025–06.06.2025
Teil II: 14.07.2025–15.07.2025

Teil I: 06.10.2025–07.10.2025
Teil II: 10.11.2025–11.11.2025